Frauenwahlrecht

Seit über 100 Jahren haben Frauen in Deutschland das aktive und passive Wahlrecht. Die Geburtsstunde des Frauenwahlrechts in Deutschland am 12. November 1918 ist der Aufruf an das Deutsche Volk vom Rat der Volksbeauftragten, der Frauen das Wahlrecht zuspricht.
Geschichte des Frauenwahlrechts
Das Frauenwahlrecht, das uns heute so selbstverständlich erscheint, musste gegen viele Vorurteile von Männern und Frauen durchgesetzt werden. So wurde Frauen etwa verminderte Intelligenz unterstellt und auf Grund ihrer Gebärfähigkeit eine „natürliche" Bestimmung für den privaten, scheinbar politikfernen Bereich zugeschrieben.
Doch am 12. November 1918 war es so weit: Mit dem Aufruf vom Rat der Volksbeauftragten an das Deutsche Volk wurden Frauen als wahlberechtigte Bürger:innen anerkannt. Im Aufruf hieß es: „Alle Wahlen zu öffentlichen Körperschaften sind fortan nach dem gleichen, geheimen, direkten, allgemeinen Wahlrecht auf Grund des proportionalen Wahlsystems für alle mindestens 20 Jahre alten männlichen und weiblichen Personen zu vollziehen".
Am 30. November 1918 trat dann das Reichswahlgesetz mit dem allgemeinen aktiven und passiven Wahlrecht für Frauen in Kraft. Damit konnten am 19. Januar 1919 Frauen in Deutschland zum ersten Mal reichsweit wählen und gewählt werden. Es handelte sich damals um die Wahl zur verfassungsgebenden Nationalversammlung. Die Wahlbeteiligung der Frauen lag bei 82 Prozent. Von den 423 gewählten Abgeordneten waren 37 Frauen. Das entsprach ein Frauenanteil von 9,6 Prozent. Die Weimarer Republik hatte in ihren Anfängen damit eine enorm hohe Wahlbeteiligung und einen relativ hohen Frauenanteil. Diese Marke wurde erst 1983 im 10. Bundestag mit 9,8 Prozent wieder erreicht.
Nach 1945 musste Deutschland politisch neu anfangen. 1948 wurde der Parlamentarische Rat einberufen, um der neu zugründende Bundesrepublik eine Verfassung zu geben. Unter den 65 Abgeordneten waren vier Frauen: Dr. Elisabeth Selbert, SPD, Friederike Nadig, SPD, Dr. Helene Weber, CDU und Helene Wessel, Zentrum. Diese vier „Mütter des Grundgesetzes" erreichten mit viel Einsatz und mit Hilfe einer großen außerparlamentarischen Kampagne, dass der Satz „Männer und Frauen sind gleichberechtigt" am 23. Mai 1949 im Artikel 3 unseres Grundgesetzes in Absatz 2 als Verfassungsgrundsatz aufgenommen wurde. Seitdem sind Frauen und Männer in Deutschland zumindest formal gleichgestellt. Dennoch sind Frauen auch heute noch in gesellschaftlichen Führungspositionen in Politik, Wissenschaft und Wirtschaft unterrepräsentiert. Zwar hat sich das Zahlenverhältnis von Männern und Frauen in den Parlamenten in den letzten Jahren verbessert, dennoch sind im Deutschen Bundestag nur 31,4 Prozent der Abgeordneten Frauen und das obwohl 51,8 Prozent der Wahlberechtigten bei der nächsten Wahl Frauen sind.
Geschichtsdossier: Geburtsstunde des Frauenwahlrechts
12. November 1918
Die Geburtsstunde des Frauenwahlrechts in Deutschland am 12. November 1918 ist der Aufruf an das Deutsche Volk vom Rat der Volksbeauftragten. Mehr als 100 Jahre sind seither vergangen. Was bedeutete das Frauenwahlrecht? Was ist bis heute keine Selbstverständlichkeit?
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Wie hoch ist der Frauenanteil im neuen Bundestag?

Der Frauenanteil im 20. Bundestag liegt nach der Bundestagswahl Ende September 2021 bei 34,78 Prozent, wie aus der interaktiven Sitzverteilung auf der Webseite des Bundestags ersichtlich wird. Die Zahlen beruhen auf den Angaben zum endgültigen Wahlergebnis des Bundeswahlleiters. Demnach sitzen im neuen Bundestag 480 Männer und 256 Frauen. Das sind 38 Frauen mehr und elf Männer weniger als nach der Wahl vor vier Jahren.
In den Fraktionen liegt der Anteil der Frauen weit auseinander. Während bei den Grünen und den LINKEN mehr als die Hälfte der Abgeordneten Frauen sind, liegt der Anteil bei der AfD gerade einmal bei etwa 13 Prozent.
Grüne (118 Sitze) | 70 Frauen (59,32 %) | 48 Männer |
Die LINKE (39 Sitze) | 21 Frauen (53,85 %) | 18 Männer |
SPD (206 Sitze) | 86 Frauen (41,74 %) | 120 Männer |
FDP (92 Sitze) | 22 Frauen (23,91 %) | 70 Männer |
CDU/CSU (197 Sitze) | 46 Frauen (23,35 %) | 151 Männer |
AfD (83 Sitze) | 11 Frauen (13,25 %) | 72 Männer |
Weibliche Abgeordnete in den Fraktionen des Bundestags
Prozentuale Verteilung (20. Legislaturperiode)

Bundestagsabgeordnete nach Fraktion und Geschlecht
in Zahlen (20. Legislaturperiode)
Stand Oktober 2021, Quelle: Deutscher Bundestag

Dossier: Frauen in den Länderparlamenten
Über drei Jahrzehnte waren männliche Abgeordnete in den Landesparlamenten der Bundesrepublik Deutschland fast unter sich. Erst ab den 1990ern wuchs der Anteil weiblicher Abgeordneter kontinuierlich. Seit 2015 ist die Zahl der Mandatsträgerinnen jedoch in vielen Landesparlamenten wieder rückläufig.
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Einführung des uneingeschränkten Frauenwahlrechts in Europa
Jahr | Land |
1894 | Erstes Land weltweit: Südaustralien gewährt allg. aktives und passives Wahlrecht für Frauen * |
1906 | Finnland als erstes europäisches Land |
1913 | Norwegen |
1915 | Dänemark und Island |
1918 | Deutschland, Österreich, Polen, Russland |
1919 | Belgien, Ungarn, Luxemburg, Niederlande |
1921 | Schweden |
1928 | Vereinigtes Königreich und Irland |
1930 | Türkei |
1933 | Spanien |
1944 | Bulgarien |
1945 | Frankreich, Jugoslawien |
1946 | Italien |
1948 | Belgien |
1949 | Griechenland |
1960 | Zypern |
1962 | Monaco |
1971 | Schweiz auf Bundesebene |
1984 | Liechtenstein |
* Aborigines erhielten erst 1962 das Wahlrecht
Quelle: Inter-Parliamentary Union, women in national parliaments (Stand 9/2024) | ||||
Rang | Land | Sitze | Frauen | Frauen in Prozent |
1 | Ruanda | 80 | 51 | 63,8 |
2 | Kuba | 470 | 262 | 55,7 |
3 | Nicaragua | 91 | 46 | 50,6 |
4 | Andorra | 28 | 14 | 50,0 |
5 | Mexico | 500 | 250 | 50,0 |
6 | Namibia | 104 | 52 | 50,0 |
7 | Vereinigte Arabische Emirate | 40 | 20 | 50,0 |
8 | Costa Rica | 57 | 28 | 49,1 |
9 | Island | 63 | 30 | 47,6 |
10 | Schweden | 349 | 162 | 46,4 |
11 | Bolivien | 130 | 60 | 46,2 |
12 | Senegal | 165 | 76 | 46,1 |
13 | Finnland | 200 | 92 | 46,0 |
14 | Monaco | 24 | 11 | 45,8 |
15 | Neuseeland | 123 | 56 | 45,4 |
16 | Dänemark | 179 | 81 | 45,3 |
17 | Südafrika | 390 | 176 | 45,1 |
18 | Norwegen | 169 | 75 | 44,4 |
17 | Argentinien | 257 | 115 | 44,8 |
18 | Spanien | 350 | 155 | 44,3 |
--- | ||||
23 | Belgien | 150 | 62 | 41,3 |
25 | Österreich | 183 | 75 | 41,0 |
27 | England | 650 | 263 | 40,5 |
32 | Niederlande | 150 | 58 | 38,7 |
34 | Schweiz | 200 | 77 | 38,5 |
44 | Frankreich | 577 | 218 | 36,1 |
47 | Deutschland | 736 | 262 | 35,7 |
53 | Luxemburg | 60 | 20 | 33,3 |
56 | Portugal | 230 | 75 | 32,6 |
58 | Italien | 400 | 129 | 32,3 |
67 | Kanada | 336 | 102 | 30,4 |
70 | Polen | 460 | 136 | 29,6 |
75 | USA | 431 | 125 | 29,0 |
--- | ||||
90 | China | 2977 | 790 | 26,5 |
104 | Irland | 160 | 37 | 23,1 |
105 | Griechenland | 300 | 69 | 23,0 |
112 | Ukraine | 403 | 85 | 21,1 |
122 | Türkei | 599 | 119 | 19,9 |
137 | Russland | 450 | 74 | 16,4 |
146 | Ungarn | 199 | 29 | 14,6 |
163 | Japan | 464 | 50 | 10,8 |
176 | Iran | 290 | 14 | 4,8 |
185 | Yemen | 245 | 0 | 0,0 |
Weiterführende Links
Letzte Aktualisierung: Oktober 2021, Internetredaktion LpB BW