Wahlprogramm der Grünen

Nachdem ein Entwurf bereits Mitte Dezember 2024 vorlag, verabschiedeten die Grünen ihr endgültiges „Regierungsprogramm“ am 26. Januar 2025. Der Titel macht deutlich, dass die Partei den Anspruch verfolgt, auch in Zukunft der Bundesregierung anzugehören.
Wenig überraschend spielen Wirtschafts- und Klimapolitik wichtige Rollen für die Partei, die von Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck in den Wahlkampf geführt wird. Aber auch viele weitere Inhalte finden sich auf den 160 Seiten - zum Teil eher vage, zum Teil erstaunlich konkret. Unter anderem schlagen die Grünen einen „Deutschlandfonds“ vor, um in Infrastruktur und Wirtschaft zu investieren, setzen sich für das Klimageld ein, wollen das Deutschlandticket für 49 Euro weiterführen, kündigen eine schärfere Mietpreisbremse an und die niedrigste Stromsteuer Europas.

Bundestags-Wahlprogramm „Zusammen wachsen“
zum Wahlprogramm auf der Webseite der Grünen
Bundestagswahlprogramm (Download als PDF)
4-Punkte Flyer zur Bundestagswahl (Download als PDF):
Deutsch und In Leichter Sprache
in Englisch, Arabisch, Polnisch, Russisch, Türkisch, Kurdisch, Ukrainisch
Im Folgenden stellen wir die Aussagen des Programms nach Themen gegliedert vor.
Wirtschaft
Wirtschaft

Staatliche Prämie für mehr Investitionen
Um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, wollen die Grünen einerseits mehrere staatliche Investitionen. Zudem wollen sie auch Unternehmen dazu bringen, mehr zu investieren:
„Instrumentenmix“ soll Industrie auf Klima-Kurs bringen
Um die Industrie klimafreundlich zu modernisieren, setzen die Grünen „auf einen effizienten Instrumentenmix“. Gemeint sind etwa der CO2-Preis, gezielte Unterstützung bei Investitionen und „unbürokratisches Ordnungsrecht“. Bei öffentlichen Aufträgen wollen die Grünen auf eine stetig steigende Quote für grünen Stahl. Unternehmen, die besonders viel CO2 einsparen, sollen Förderungen erhalten.
Investitionen auch in Entwicklung – mehr Geld für Start-ups
Staat und Unternehmen sollen mindestens 3,5 Prozent der Wirtschaftsleistung in Forschung und Entwicklung investieren.
Wettbewerbsposition der Landwirtschaft soll gestärkt werden
Die Landwirtschaft nimmt einen großen Teil im Grünen-Wahlprogramm ein.
Steuern & Finanzen

„Deutschlandfonds“ soll Investitionen möglich machen
Die Schuldenbremse wollen die Grünen „sinnvoll modernisieren“, denn die schwarze Null sei eine „Hypothek für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes“.
Weniger Geld für „klima- und umweltschädliche Subventionen“
Um die laufenden Ausgaben zu decken, wollen die Grünen „Steuerschlupflöcher schließen“ und die Verwaltung mit Digitalisierung „verschlanken“.
Höherer Grundfreibetrag, „geschlechtergerechtes“ Ehegattensplitting
Auch im Steuerbereich wollen die Grünen einiges ändern. So heißt es im Wahlprogramm: „Den Grundfreibetrag erhöhen wir“ – auf welchen Betrag, sagt das Wahlprogramm nicht.
Energie

Klimaneutraler Strom bis 2035 als Ziel
„2035 wird der Strom komplett klimaneutral hergestellt“, kündigen die Grünen an.
Auch Wärmesektor soll „auf Pfad der Klimaneutralität“
Kaum ein Thema der Ampel-Koalition wird so stark mit den Grünen verbunden wie das Heizen. Und die Grünen wollen die Wärmewende mit einer „Vielzahl von Technologien“ und einem „Instrumentenmix aus Förderung, Beratung und Standards“ weiter voranbringen und den Wärmesektor „auf den notwendigen Pfad der Klimaneutralität“ bringen.
Wohnen

Mehr Wohnraum in bestehenden Gebäuden
Wohnen betrachten die Grünen als „entscheidend für die Umstände unseres Lebens“. Die Partei will einerseits mehr Wohnraum schaffen, etwa indem Dachböden ausgebaut, bestehende Gebäude aufgestockt, ungenutzte Büroflächen zu Wohnraum und leerstehende Gebäude aktiviert werden.
Schutz für Mieterinnen und Mieter
Zum anderen sollen Mieterinnen und Mieter besser geschützt werden, zum Beispiel bei Eigenbedarfskündigungen.
Arbeit & Soziales
Arbeit

Höherer Mindestlohn und verbindliche Tarifverträge
Der Mindestlohn soll nach Ansicht der Grünen noch im Jahr 2025 auf 15 Euro steigen. Derzeit liegt er bei 12,82 Euro.
„Digitale Einwanderungsagentur“ und „Inklusionsunternehmen“
Damit Deutschland „für qualifizierte Arbeitskräfte aus aller Welt attraktiv, offen und einladend“ ist, wollen die Grünen eine digitale Einwanderungsagentur, die „den Einwanderungsprozess modernisieren und beschleunigen“ soll.
Bürgergeld soll bleiben
Am von der Ampel-Koalition eingeführten Bürgergeld halten die Grünen fest.
Familie

„Schnellstmögliche“ Kindergrundsicherung, mehr Elterngeld
Dass die Grünen „schnellstmöglich“ die Kindergrundsicherung einführen wollen, dürfte wenig überraschen.
Schwangerschaftsabbrüche „außerhalb des Strafrechts“ regeln
Selbstbestimmte Schwangerschaftsabbrüche sollen nach dem Willen der Grünen „grundsätzlich außerhalb des Strafrechts geregelt werden“ – mit anderen Worten: Den umstrittenen Strafgesetzbuch-Paragraf 218 wollen sie streichen.
Rente

Schrittweise zur Bürgerversicherung
An der Rente mit 67 halten die Grünen fest, wollen aber Anreize schaffen, damit Menschen „auch über die Regelaltersgrenze hinaus“ arbeiten.
Gesundheit

Gegen hohe Renditeerwartungen, für „Bund-Länder-Pakt für mentale Gesundheit“
Die Krankenhausreform wollen die Grünen umsetzen und „wo erforderlich“ weiterentwickeln.
„Rückkehroffensive“ für Pflegekräfte
„Hunderttausende“ ehemalige Pflegefachkräfte wären laut dem Grünen-Wahlprogramm bereit, bei besseren Arbeitsbedingungen in ihren Job zurückzukehren. Für diese plant die Partei eine „Rückkehroffensive“, etwa mit höheren Personalschlüsseln und einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Bürgerversicherung als Ziel
Die Grünen wollen im Bereich Gesundheit und Pflege eine Finanzierung, „die verlässlicher und gerechter ist als der Status quo“. Daran sollen alle Versicherten beteiligt werden.
Klima und Mobilität
Klima

Klimaschutzgesetz soll nachgeschärft werden
Die Grünen wollen in der Klimapolitik Kurs halten, denn Deutschland sei erstmals „auf einem Kurs hin zum Erreichen der eigenen Klimaziele“. Das Thema durchzieht entsprechend auch große Teile des Wahlprogramms.
Klimageld „so schnell wie möglich“
Den Weg zur Klimaneutralität sehen die Grünen als „mit vielen Vorteilen verbunden, aber er bedarf auch großer Investitionen“. Deshalb wollen sie „Förderprogramme weiter ausbauen“ und „auf Menschen mit geringen und mittleren Einkommen zuschneiden“.
Umwelt

Das Ziel ist „Nettonull“ Flächenverbrauch
Flächen, Böden, Wälder, Meere – in all diesen Bereichen wollen die Grünen laut Wahlprogramm Schutzmaßnahmen umsetzen.
Mobilität

Verbrenner-Aus soll bleiben, Geld für E-Mobilitäts
Die Grünen halten am Verbrenner-Aus 2035 ebenso fest wie an den EU-Flottengrenzwerten. „Global ist der Wettbewerb zwischen Verbrenner und E-Autos längst entschieden“, heißt es dazu.
Deutschland als „Bahnland“
„Deutschland soll ein Bahnland werden“, heißt es im Wahlprogramm. Das Schienennetz wollen die Grünen „massiv ausbauen“ und stillgelegte Bahntrassen reaktivieren, finanziert durch den Deuschland-Fonds.
Migration & Integration
Migration

Fluchtursachen bekämpfen, für Einzelfallprüfungen
Einwanderung begreifen die Grünen in ihrem Wahlprogramm als „Teil unserer gesellschaftlichen und ökonomischen Stärke“ und damit eine „Gestaltungsaufgabe“.
Gegen dauerhafte Binnengrenzkontrollen, für Seenotrettung
Dauerhafte innereuropäische Grenzkontrollen lehnen die Grünen ab, denn „der offene europäische Binnenmarkt ist ein Grundpfeiler unserer Wirtschaft“. Stattdessen sind sie für „rechtsstaatliche Kontrollen an den Außengrenzen“.
Gegen Abschiebungen in Kriegs- und Krisengebiete
Aus Sicht der Grünen verbieten sich Abschiebungen in Staaten, bei denen „menschenrechtliche oder völkerrechtliche Gründe entgegenstehen“, ebenso wie „in Kriegs- und Krisengebiete“.
Arbeitsmigration: Ende der „Abschottung“
Für Fach- und Arbeitskräfte wollen die Grünen „nach Jahrzehnten der Abschottung unseres Arbeitsmarktes“ nun „eine echte Willkommenskultur“.
Integration

Grüne wollen schnelle Arbeitsaufnahme
Als stärkste Motoren für Integration und das Zusammenwachsen der Gesellschaft sehen die Grünen „Spracherwerb, Arbeit und Beschäftigung“.
Außen- & Verteidigungspolitik
EU & Europa

EU soll größer und handlungsfähiger werden
„Europe United ist auch unsere Antwort auf Trumps America first“, so der Appell im Grünen-Wahlprogramm. Die EU stehe „im Zentrum unserer Außenpolitik“.
Außenpolitik

Unterstützung für die Ukraine, Rivalität zu China
Eine „aktive Außenpolitik“ kündigen die Grünen, die schon jetzt die Außenministerin stellen, in ihrem Wahlprogramm an. Dazu zählt zunächst die „diplomatische, finanzielle, humanitäre und militärische Unterstützung“ der Ukraine.
Für eine Zwei-Staaten-Lösung und für Strafgerichtshof
Im israelisch-palästinensischen Konflikt plädieren die Grünen für „einen politischen Prozess und eine verhandelte Zwei-Staaten-Lösung auf Basis der Grenzen von 1967“.
Verteidigung

Für „deutlich mehr als 2 Prozent“, gegen Grundwehrdienst
Der Verteidigungsetat soll nach Vorstellung der Grünen „dauerhaft deutlich mehr als 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts“ umfassen.
Innen- & Sicherheitspolitik
Kampf gegen Kriminalität

Mehr Möglichkeiten und mehr Transparenz bei Polizei
Die Grünen wollen die Polizei mit Investitionen in den Bereichen Liegenschaften und Ausrüstung stärken, sie aber auch transparenter machen.
Organisierte Kriminalität im Fokus
Das Waffenrecht wollen die Grünen verschärfen, denn noch immer würden zu viele Gewaltverbrechen mit Schusswaffen begangen. Am Ziel, dass Cannabis in Fachgeschäften verkauft werden darf, halten die Grünen fest – damit wollen sie auch Schwarzmarkt und Organisierte Kriminalität schwächen.
Zivilprozesse „medienbruchfrei“ online
Nach dem Willen der Grünen sollen Zivilprozesse deutschlandweit „medienbruchfrei von Klage bis Urteil“ durchgeführt werden können.
Kampf gegen Extremismus

Fokus auf Prävention und auf die Opfer
Die größte Gefahr für die Demokratie sehen die Grünen laut ihrem Wahlprogramm beim Rechtsextremismus, „hinzu kommt die weiterhin sehr konkrete und ernste Bedrohungslage durch den Islamismus“.
Demokratie & Gesellschaft
Demokratie

Für mehr Transparenz im Politik-Betrieb
Die Grünen machen eine Reihe von Vorschlägen, die die Politik in Deutschland selbst betreffen.
Neue Mitbestimmungsmöglichkeiten, effizientere Verwaltung
Bürgerräte sehen die Grünen als ein repräsentatives Verfahren, das sie stärken und rechtlich absichern wollen.
Gesellschaft

Vorschlag für „Staatsreform“, gegen Ungleichbehandlung von Doppelstaatlern
Die Grünen wollen eine „Staatsreform“ – die soll die Aufgaben und Rollen „an manchen Stellen“ neu verteilen, bündeln und klarer gestalten, zum Beispiel bei der Digitalisierung der Verwaltung.
Schutz von Minderheiten geplant
„Vielfalt und eine interkulturelle Öffnung“ wollen die Grünen in Behörden „strategisch und konsequent“ fördern.
Mehr pflanzenbasierte Lebensmittel und „Engagementkarte“
Um die Wahlfreiheit bei der Ernährung zu erhöhen, sind die Grünen für „ein erweitertes pflanzenbasiertes Angebot und eine verständliche Kennzeichnung von Lebensmitteln“ sowie „eine gerechtere Besteuerung pflanzlicher Lebensmittel“.
Kultur

Kultur soll als Staatsziel ins Grundgesetz
Die Grünen wollen „Kunst und Kultur umfassend und in der Breite“ stärken, indem sie Kultur als Staatsziel ins Grundgesetz schreiben.
Bildung & Forschung
(Vor-)schulische Bildung

Bundesweite Standards von Anfang an
Bildung beginnt bei den Grünen vor der Schule – sie wollen „Kitas als Bildungsräume stärken“, heißt es im Wahlprogramm.
Wissenschaft & Forschung

Mehr Geld für Hochschulen und mehr Ausgründungen
Die Grünen wollen Geld in die Wissenschaft stecken. Eine „Innovationsoffensive Zukunfts-Campus“ soll laut dem Wahlprogramm gemeinsam mit den Ländern die Sanierung der „oftmals baufälligen oder veralteten“ Hörsäle, Labore und Bibliotheken voranbringen.
Digitalisierung & KI
Digitalisierung

Behördengänge per App als Ziel
Gemeinsam mit Ländern und Kommunen planen die Grünen eine „plattformunabhängige Deutschland-App“.
Ausbau digitaler Infrastruktur
Die staatliche Gigabitförderung in ländlichen Regionen wollen die Grünen erhöhen und das Recht auf schnelles Internet stärken, indem sie die Mindestbandbreite weiter erhöhen.
Künstliche Intelligenz

Thema in vielen Bereichen
Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) durchzieht weite Teile des Grünen-Wahlprogramms.